1 Einleitung

Das vorliegende Skriptum soll Sie auf die ersten geologischen Feldaufnahmen vorbereiten und Ihnen grundlegende Kartiertechniken im Gelände näher bringen (Abb. 1.1). Es orientiert sich deshalb bewußt an einem konkreten Untersuchungsraum, in dem Sie sich während des kommenden Geländeaufenthaltes mit 'geologisch geschärften Sinnen' bewegen werden. Die beschriebenen Methoden erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit bzw. Vollständigkeit, da jedes Gebiet seine spezielle geologisch-strukturelle sowie morphologische Ausprägung besitzt und von Fall zu Fall mit modifizierten Methoden erkundet werden muß (Abb.1.2).


Im Verlauf der Geländeübung werden Sie feststellen, daß Ihre interpretatorischen Fähigkeiten ('...das Gelände und die Morphologie lesen lernen...') gerade unter schlechten Aufschlußbedingungen zunehmend gefordert sind. Deshalb gilt: Erfassen Sie die Gegebenheiten so genau und sorgfältig wie möglich! Prägen Sie sich alle auftretenden Erscheinungsformen im Gelände gut ein, denn je größer der im Gelände erworbene geologische Erfahrungsschatz, desto rascher erfolgt zukünftig der 'kartiertechnische Einstieg' in einen bisher unbekannten Untersuchungsraum!


Abb. 1.1: Kartierender Geologe des GPI im westaustralischem Busch
bei der Aufnahme eines Granitbatholithen

Um diesen Einstieg zu erleichtern, wird in der BSc-Kartierübung bei Brochterbeck (NRW) ein besonderer Schwerpunkt auf die Betrachtung der Geländeform (Morphologie) und seiner geologisch bedingten Eigenheiten gelegt. Darüber hinaus werden methodisch/technische Tips gegeben, die es (häufig) auch unter ungünstigen Bedingungen gestatten (z.B. fehlende Aufschlüsse), geologisch relevante Informationen über den Untergrund zu erlangen (hier die Gesteine der Unter- und Oberkreide!) und diese in eine Karte zu übertragen. Unter Berücksichtigung der im folgenden angesprochenen fachlichen, methodischen und technischen Hinweise für die Geländearbeit wird es Ihnen möglich sein, den geologisch-strukturellen Bau Ihres gewählten Untersuchungsraumes zu erfassen, lithologisch-stratigraphische Einheiten (sogenannte Kartiereinheiten) aufgrund ihrer typischen Merkmale im Gelände zu verfolgen und diese in ihrer räumlichen Anordnung in einer geologischen Karte samt Profil darzustellen.


Abb. 1.2: Virtuelle Landschaft (aus DGM und Fernerkundungsdaten) zur Beurteilung der geologisch
bedingten Morphologie der Kreide (zweifach überhöht!) im Untersuchungsraum bei Brochterbeck

Am Ende der einführenden Übung steht ein kurzer, etwa 12-15 seitiger geologischer Kartierbericht sowie GIS-Projekt, in dem die Arbeitsgruppen (i.d.R. zwei Studierende) ihre Ergebnisse in Wort und Bild darstellen (inkl. geol. Karte, Profil und Messwerttabellen!).

Viel Erfolg und 'Glück auf'!

Torsten Prinz


(SoSe 2021)